Das Verhältnis von Staat und Kirchen ist kompliziert. Es muss immer wieder neu austariert werden. Deshalb habe ich mich sehr über die Einladung zum Luther-Disput der Thüringer Allgemeine am 12. September gefreut. Thema: „Luther, Parteienstreit und Politik“. Im Gothaer Augustinerkloster diskutierte ich mit meinen Bundestagskollegen Patrick Kurth (FDP) und Christian Hirthe (CDU) sowie den Moderatoren, TA-Chefredakteur Paul-Josef Raue und der Lutherbeauftragte Thomas Seidel. Der Luther-Disput ist eine Veranstaltungsreihe der Thüringer Allgemeinen im Vorfeld des Reformationsjubiläums 2017. Die Veranstalter hatten die Podiumsteilnehmer nicht nach Parteizugehörigkeit, sondern nach Kirchenmitgliedschaft ausgewählt: Während Patrick Kurth der evangelischen und Christian Hirthe der katholischen Kirche angehören, bin ich konfessionslos.

Brauchen wir eine striktere Trennung zwischen Kirche und Staat? Ich bin der Auffassung, dass sich die Politik beziehungsweise der Staat bei innerkirchlichen Angelegenheiten weitgehend raushalten soll. Aber es gibt Ausnahmen: da, wo es nicht um den „Verkündigungsauftrag“ geht. Beispielsweise werden kirchliche Wohlfahrtsverbände wie Caritas und Diakonie aus öffentlichen Mitteln finanziert, wählen aber ihre mehr als 1 Million Mitarbeiter nach Religionszugehörigkeit aus. Das ist eine zweifache Ungerechtigkeit: Nichtchristliche Steuer- und Beitragszahler zahlen mit, haben aber als Arbeitsuchende kaum eine Chance.

Zudem stand die Frage im Mittelpunkt, ob Christentum und Politik zusammengehören. Christian Hirte erklärte, warum das christliche Menschenbild für viele Politiker ein Maßstab ihres Handelns ist. Ich bestand darauf, dass auch andere moralische oder ethische Prinzipien können mit derselben Berechtigung handlungsleitend sein können. So habe ich klare Gerechtigkeitsvorstellungen, obwohl ich nicht religiös bin. Die sozialdemokratischen Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität sind meine Triebfeder und mein Kompass.

Insgesamt war es eine spannende Diskussion, bei der ich viel gelernt habe.

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